Wer in meine Badmintontasche schaut, sieht eigentlich ein sehr einheitliches Bild: Schläger, Tasche, Kleidung, mein Herz schlägt schon lange für VICTOR. Doch wer dann auf meine Füße blickte, entdeckte bisher immer einen Stilbruch. Dort prangte fast immer das Logo von Yonex.
Das hatte keinen modischen Grund, sondern einen ganz pragmatischen: Ich habe Schuhgröße 46. Wer sich im Badminton auskennt, weiß das VICTOR-Schuhe traditionell fast immer eine Nummer kleiner ausfallen. Ich hätte also eine 47 gebraucht, die in der Vergangenheit oft nicht verfügbar war. Es gab leider nur wenige Modelle in großen Größen.

Doch das hat sich jetzt endlich geändert.
Mit dem neuen VICTOR A970NitroLite habe ich endlich einen Schuh gefunden, der sogar bis Größe 48 verfügbar ist. Ich habe ihn in Größe 47 hier zum Testen und er passt nicht nur, er sitzt wie angegossen. Als ich vor einigen Wochen in Saarbrücken als Zuschauer bei den Hylo Open war, konnte ich verschiedene Modelle bereits anprobieren. Vor Ort am Stand der Racket-Company gab es nur noch Größe 47,5, aber durch die Anprobe war ich mir sicher, das 47 für mich die korrekte Größe ist. Doch der A970NitroLite verspricht mehr als nur Platz für meine Zehen. Das neue „NitroLite“-Material in der Sohle soll für eine ganz neue Art der Dämpfung sorgen. Stickstoff-Technologie im Hallenschuh? Das klingt auf jeden Fall spannend.

Ob der Schuh nur gut passt oder ob er mich auch spielerisch auf dem Court überzeugt, habe ich in den letzten Trainingseinheiten intensiv getestet.
Der erste Eindruck: Design und Lieferumfang
Bei der Verpackung macht VICTOR keine großen Experimente und das ist auch gut so. Der Schuh kommt in der klassischen Box, ohne unnötigen Verpackungsmüll oder Hochglanz-Broschüren, die man am Ende eh nur wegwirft. Hier zählt der Inhalt, und der kann sich sehen lassen.

Optisch hat mich der A970NitroLite sofort abgeholt. Er wirkt dynamisch und modern, ohne dabei überladen zu wirken. Selbst in meiner Größe 47 sieht der Schuh am Fuß nicht klobig aus, sondern behält eine sportliche Silhouette. Die Verarbeitung wirkt auf den ersten Blick sehr hochwertig, keine Klebereste, saubere Nähte.
Ein kleines, aber feines Detail hat mich beim Auspacken besonders gefreut: Das sind die mitgelieferten Schnürsenkel. Ab Werk sind weiße Senkel mit einer leichten hellblauen Applikation eingezogen, was dem Schuh einen sehr cleanen Look verpasst. Wer es aber gerne etwas farbiger mag, findet im Karton noch zwei weitere Senkel zum Wechseln: Ein kräftiges Blau und ein Hellblau. Damit lässt sich der Schuh optisch noch mal ordentlich „tunen“ und vielleicht sogar farblich an das Lieblingstrikot anpassen. Ich mag solche Optionen für den extra Kick.

NitroLite: Stickstoff im Schuh – Hype oder echte Innovation?
Mit Begriffen wie „Supercritical Nitrogen Foaming Technology“ bewirbt VICTOR die neue Schuh-Serie. Bei der NitroLite-Technologie steckt tatsächlich ein spannendes Verfahren dahinter, das den Schuh grundlegend verändert.

Was ist NitroLite eigentlich genau?
Vereinfacht gesagt hat VICTOR den klassischen Herstellungsprozess der Sohle auf den Kopf gestellt. Normalerweise werden chemische Treibmittel genutzt, um den EVA-Kunststoff (ein Standard-Material für Sportschuh-Sohlen) aufzuschäumen. Bei NitroLite wird stattdessen der Kunststoff-Rohling mit Stickstoff imprägniert und dann durch Druckunterschiede zur Expansion gebracht. Man kann sich das vorstellen, als würde man den Schaumstoff mit reinem Gas „aufpusten“, statt ihn chemisch aufbacken zu lassen. Superkritischer Stickstoff entsteht dann, wenn Stickstoff den kritischen Punkt überschreitet. Das geschieht bei einer Temperatur von etwa 147° Celsius. Dies ist ein Zustand, bei dem die Temperatur und der Druck so hoch sind, dass die flüssige und gasförmige Phase nicht mehr zu unterscheiden sind.

Warum ist das eine Innovation?
Das Verfahren sorgt für eine extrem feine und gleichmäßige Porenstruktur im Material. Das klingt nach Details aus dem Labor, hat aber auf dem Court drei spürbare Auswirkungen:
- Leichtgewicht: Da kein schweres chemisches Treibmittel im Material verbleibt und die Struktur effizienter ist, wird die Sohle leichter. Für einen stabilen Schuh in Größe 47 ist das Gewicht erstaunlich gering. Ich habe ihn gewogen, es sind 475 Gramm. Damit ist er nur ca. 90 Gramm schwerer wie der Yonex Aerus, aber deutlich bequemer.
- Der „Trampolin-Effekt“: Das Material ist nicht nur weich, es ist „reaktionsfreudig“. VICTOR verspricht, dass die Sohle die Energie bei der Landung nicht nur schluckt, sondern beim Abstoß wieder zurückgibt.
- Haltbarkeit: Ein klassisches Problem von weichen Dämpfungsschuhen ist, dass sie sich schnell „durchlatschen“. Die mit Stickstoff behandelte Struktur soll widerstandsfähiger sein und die Form länger halten, selbst bei hoher Belastung.
- Umweltfreundlicher: Herkömmliche Chemikalien werden nicht mehr verwendet und macht das Produkt laut Hersteller etwas umweltfreundlicher.

Der VICTOR A970NitroLite im Detail
VICTOR positioniert den A970NitroLite ganz klar als High-End-Modell für Spieler, die keine Kompromisse eingehen wollen: Maximale Dämpfung, aber trotzdem leicht und schnell. Es gibt noch ein Modell, das etwas leicht ist. Dies ist allerdings auch deutlich schmaler geschnitten, also nichts für mich.
Der Schuh ersetzt die klassische EVA-Mittelsohle durch die neue NitroLite-Technologie. VICTOR kombiniert hier laut eigenen Angaben „das Beste aus Hypereva und EVA“. Das Ziel: Ein unvergleichlich federndes Tragegefühl. Unterstützt wird das Ganze durch eine VSR Rubber-Außensohle. Die hinterlässt keine Streifen auf dem Hallenboden und soll für den nötigen Grip sorgen.

Um Verletzungen zu minimieren und Stabilität in den Schuh zu bringen, hat VICTOR dem A970NitroLite einige Features spendiert:
- Carbon Power: Eine Carbon-Platte in der Sohle verhindert, dass sich der Schuh bei Torsion (Verdrehung) zu stark verformt. Das gibt Stabilität im Mittelfuß.
- 3D-Fersenstützsystem: Die Ferse wird durch eine spezielle Lasche und Stützstruktur fest umschlossen. Das senkt das Risiko von Sportverletzungen.
- V-Durable & Mikrofaser-PU-Leder: Das Obermaterial ist auf Langlebigkeit ausgelegt. Gerade an den kritischen Stellen (z. B. beim Nachziehen des Fußes im Ausfallschritt) soll die „V-Durable“-Technologie vor schnellem Abrieb schützen.
- Wenig Nähte: Auffällig ist, das der Schuh über deutlich weniger Nähte verfügt. Viele Elemente sind geklebt oder werden in der Produktion direkt in einem Stück gegossen.

Die Features des A970NitroLite auf einen Blick
- Technologie: NitroLite Mittelsohle (Stickstoff-injiziert), E-TPU, Carbon Power
- Obermaterial: Double Mesh, Microfiber PU Leather, V-Durable (für Abriebschutz)
- Außensohle: VSR Rubber (griffig & Non-Marking)
- Farbgebung: in schwarz und weiß verfügbar, limitiere Editionen mittlerweile auch in flieder oder blau
- Bis Größe 48 erhältlich und somit für eine größere Zielgruppe verfügbar

Wie schlägt sich der Badmintonschuh auf dem Court?
Einmal angezogen, möchte man den Schuh gar nicht mehr ausziehen. Man merkt sofort, das man wie auf Wolken läuft. Die Dämpfung ist erstklassig und super angenehm. Auch das Gesamtgefühl des A970NitroLite ist ziemlich bequem. Der Schuh hat deutlich mehr Material wie mein vorheriger Aerus Z2, trägt aber überhaupt nicht auf. Er fühlt sich deutlich bequemer an. Die 90 Gramm Mehrgewicht merkt man ihm überhaupt nicht an.

Der „NitroLite“-Effekt: Dämpfung vs. Direktheit
Meine größte Sorge bei Begriffen wie „Wolkensohle“ ist immer, dass der Schuh schwammig wird. Man will ja nicht im Sand laufen, sondern explosiv starten. Der A970NitroLite schafft hier einen erstaunlichen Spagat. Die Dämpfung ist spürbar weicher als bei klassischen EVA-Sohlen, besonders bei der Landung nach Sprüngen im Hinterfeld. Man merkt, dass der Stickstoff-Schaum Energie absorbiert. Gleichzeitig ist der Schuh aber nicht „breiig“. Beim schnellen Antritt gibt die Sohle gutes Feedback. VICTOR verspricht einen „federnden“ Effekt und tatsächlich fühlt es sich so an, als würde man einen kleinen Teil der Energie beim Abstoß zurückbekommen. Ich fühle mich mit dem Schuh deutlich agiler auf dem Feld.

Wie ist die Stabilität und das Gewicht des Schuhs?
Für einen Schuh mit so viel Komfort wirkt er am Fuß überraschend leicht. Das reduzierte Gewicht der NitroLite-Sohle macht sich bemerkbar. Trotz der Leichtigkeit hatte ich nie das Gefühl umzuknicken. Auch Sprünge, bzw. Landungen nach den Sprüngen, fühlen sich sicher und stabil an. Das Carbon Power Element in der Sohle verrichtet seinen Dienst unauffällig, aber effektiv. Bei schnellen Richtungswechseln bleibt der Schuh stabil und verwindet sich nicht unangenehm. Eine Carboplatte versteift den Schuh und entlastet die Zehengrundgelenke. Sie unterstützt bei der normalen Abwinklung der Grundlenke. Dies spart Energie, da die Gelenke weniger Arbeit leisten müssen. Nach einer 2 – 3 stündigen Trainingseinheit sind die Ermüdungserscheinungen in den Füßen nicht so stark ausgeprägt, wie mit einem Aerus Z2, der aber auch als Leichtgewicht konzipiert ist. Die Einlagen im Schuh können übrigens entfernt werden. Ich trage speziell angefertigte Sporteinlagen in meinen Badmintonschuhen, daher ist das ein wichtiger Punkt für mich. Für Standardnutzer ist die bereits vorhandene Einlage ausreichend. Im Bereich des Vorderfußes ist sie geriffelt. Dadurch soll ein Rutschen im Schuh minimiert werden. Ich trage häufig Grip-Socken im Sportschuh, bei dieser Einlage von VICTOR ist das aber nicht erforderlich.

Wie ist der Grip auf dem Court?
Die VSR Rubber-Außensohle klebt förmlich am Boden. Das konnte ich im direkten Vergleich in einem Center am Wochenende spüren. Der Boden war wirklich sehr dreckig und wir mussten mehrfach mit dem Besen über den Platz laufen. Einige Mitspieler*innen beschwerten sich darüber wie rutschig es ist. Ich fand es auch rutschiger, aber hatte keine Sorge mit dem Schuh auszurutschen. Der Grip war immer noch ausreichend. Und was auch deutlich weniger geworden ist: der Schuh quietsch bei weitem nicht so stark. Da muss ich immer an die Worte von Diemo Ruhnow bei einem seiner Workshops denken: „Das Quietschen ist nur gut für den Schuhhersteller“. Oder liegt es sogar daran, das ich mich mit dem VICTOR Schuh besser bewege?

Lohnt sich der Wechsel auf den VICTOR A970NitroLite?
Der VICTOR A970NitroLite hat mich überzeugt, und zwar nicht nur, weil er endlich passt. Die Kombination aus der neuen NitroLite-Dämpfung und der stabilen Bauweise macht den Schuh zu einem echten Allrounder für anspruchsvolle Spieler. Er bietet den Komfort, den man sich für seine Gelenke wünscht, ohne dabei die Direktheit zu verlieren, die man für schnelle Ballwechsel braucht.

Für wen ist dieser Schuh geeignet?
- Für Dämpfungs-Suchende: Wer Probleme mit Knien oder Fersen hat und eine weiche Landung bevorzugt, wird die NitroLite-Sohle lieben.
- Für „VICTOR-Fans“: Wenn du auch bisher einen Bogen um VICTOR-Schuhe machen musstest, weil die Schuhe zu klein oder eng waren: Gib diesem Modell eine Chance (in der richtigen Größe!).
- Für Turnierspieler: Grip, Stabilität und Gewicht sind auf Profi-Niveau. Nicht umsonst tragen Spieler wie Anders Antonsen diesen Schuh.
Wichtiger Hinweis zur Größe: Das ist mein wichtigster Tipp an euch: Bestellt größer! Wenn ihr normalerweise eine 46 tragt, greift beim A970NitroLite zur 47. Der Schuh fällt VICTOR-typisch kleiner aus. Mit einer Nummer größer sitzt er aber perfekt und bietet auch breiteren Füßen genügend Raum.

Der A970NitroLite ist ein High-End-Schuh, der hält, was das Marketing verspricht. Die Stickstoff-Technologie ist kein reiner Hype, sondern ein spürbares Upgrade im Tragekomfort. Würde ich ihn wieder kaufen? Auf jeden Fall, oder die entsprechend nächsten Generation. Ich werde die NitroLite Serie auf jeden Fall im Auge behalten. Denn aktuell gibt es den A970 sogar als Advanced-Version mit einer zusätzlichen Carbon-Verstärkung.
Der Schuh kostet regulär 189,00 Euro. Bei Veröffentlichung dieses Berichts kostet er bei der Racket-Company sogar nur 169,00 Euro (Stand 1. Dezember 2025). Ggf. kommen Versandkosten hinzu.
Bestellen könnt ihr hier: https://www.racket-company.de/victor-schuh-a970nitrolite.html
Weitere Informationen bekommt ihr natürlich auch direkt bei VICTOR:




